Der Verlust des Spürens

Wir müssen auf unser Spüren achtgeben, damit wir uns nicht verlieren. mehr...


Bewusstsein oder bewusst sein

Oft wird keine Unterscheidung zwischen dem Bewusstsein an sich und dem eigenen bewusst sein, also sich selbst bewusst zu sein, getroffen. mehr...


Nicht bewusst - unbewusst

Unbewusstsein unterscheidet sich ganz wesentlich vom Nicht Bewusstsein. mehr...


Der Verstand und seine Gedanken

Ist es überhaupt möglich, nicht zu denken? mehr...


Der Verstand und seine Bewertungen

Der Verstand wird immer bewerten. Wollen wir nicht mehr bewerten, unterliegen wir dem Bewertungssystem des Verstandes. mehr...


Die verschiedenen Bewusstseinsebenen

Es gibt verschiedene Bewusstseinsebenen, die unsere Wahrnehmung sowie unsere Erfahrung beeinflussen. mehr...


Gefahren auf dem Weg zum Bewusstsein

Wollen wir bewusster werden, müssen wir psychischen Herausforderungen meistern. mehr...


Bewusst sein – die Hinwendung zu sich selbst

Sich selbst wahrnehmen

Der Bewusstwerdungsprozess vollzieht sich nicht im Außen. Es ist ein Prozess, bei dem wir uns nach innen -  uns selbst -  zuwenden. Bewusstwerdung bedeutet, wir nehmen unsere inneren Prozesse wie unserer Reaktionen darauf, bewusst wahr. Sind wir nicht bewusst, bekommen wir nicht ausreichend mit, was in uns vor sich geht und unser Denken, Fühlen und Verhalten beeinflusst.

Es bedarf einer gewissen Wachheit und innerer Achtsamkeit

Um bewusst zu sein, benötigen wir neben einer Hinwendung zu uns selbst auch einen gewissen Grad an Wachheit und innerer Achtsamkeit. In neuen Situationen oder Gefahrensituationen sind wir üblicherweise wacher, achtsamer und daher auch bewusster. Doch der Alltag mit all seinen vertrauten und gewohnten Elementen fordert keine Wachheit von uns. Leicht verlieren wir im Alltag unsere Achtsamkeit und landen in einem nicht bewusstem sein. In nicht bewussten Zuständen nehmen wir weder uns selbst, noch den anderen oder die Situation wirklich wahr. Wir reagieren völlig automatisch, wie ferngesteuert. Halten nicht bewusste Zustände über einen längeren Zeitraum an, geraten wir in eine Ausdrucksform, in welcher wir nur noch funktionieren, ohne uns selbst noch ausreichend wahrzunehmen oder zu spüren.

Vieles zerrt an unserer Aufmerksamkeit

Es ist schwierig, bewusst zu sein. Zu viele Inhalte und Themen ziehen ständig unsere Aufmerksamkeit auf sich. In der Welt finden wir eine Unzahl an Dingen, die uns beschäftigen und uns von uns selbst ablenken. Wir wollen erfolgreich und attraktiv sein, eine gute Beziehung führen, eine Familie gründen, ein Haus bauen, vieles erleben, unsere Vorstellungen erfüllen, usw. Mit der Zeit erscheinen uns all diese Dinge unsagbar wichtig für eine geglückte Lebensführung. Der Versuch unser Glück in der materiellen Welt zu finden, hat jedoch seine Tücken.

Wir verlieren uns selbst

Richten wir unsere Aufmerksamkeit nach Außen, ist sie nicht mehr auf uns selbst gerichtet. So verlieren wir uns leicht in den äußeren Belangen. Ständig sind wir beschäftigt, Ziele zu erreichen, Probleme zu überwinden, das Bild, welches wir selbst oder die anderen von uns haben, aufrechtzuerhalten und zu erfüllen und vieles mehr. In der Dichte des Alltags nehmen wir uns nicht mehr die Zeit, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Achten wir nicht mehr auf uns selbst, nehmen wir die inneren Prozesse nicht mehr ausreichend wahr. Wir verlieren uns in den weltlichen Belangen und vergessen, dass da ja jemand ist, der all dies erlebt, der all diese Erfahrungen macht. Das bedeutet: wir vergessen uns selbst.

Die Selbstentfremdung

Wir geraten in einen ungünstigen Kreislauf. Je mehr wir uns von uns selbst entfernen, umso weniger nehmen wir uns wahr.  Nehmen wir uns selbst nicht mehr bewusst wahr, fallen wir in einen nicht bewussten Zustand. Im schlimmsten Fall landen wir in einem Zustand, indem wir familiäre oder gesellschaftlichen Vorstellungen leben, während wir uns immer mehr von unserem ursprünglichen Sein entfernen. Wir leben, aber wir leben nicht unser eigenes Leben. Ohne Bewusstsein besteht die Gefahr, dass wir uns in dieser komplexen Welt selbst verlieren.

Funktionieren ohne sich noch selbst zu spüren

Sind wir uns unserer selbst nicht bewusst, landen wir in einem automatischen Funktionieren. Wir gestalten unser Leben nicht mehr selbst, sondern werden zum Diener unserer psychischen Impulse. Im nicht bewussten Zustand agieren wir die psychischen Impulse entweder aus oder lehnen sie ab und unterdrücken sie.  Beide Verhaltensweisen sind Ausdruck davon, dass wir gerade von den psychischen Impulsen gesteuert werden. Die psychischen Impulse erscheinen uns zwingend. Wir glauben, wir müssten in irgendeiner Form auf sie reagieren. Sind wir nicht bewusst, geraten wir in einen Zustand, in dem wir unser Leben nicht mehr selbst steuern, sondern von unseren psychischen Impulsen gesteuert werden. Wenn wir Glück hatten, haben wir in unserer Kindheit brauchbare Muster erworben, die uns zumindest nicht sonderlich einschränken und schaden. Hatten wir weniger Glück, haben wir unbrauchbare, vielleicht sogar destruktive Muster erworben, die uns das Leben erschweren.

Wir werden von unseren Mustern und Gewohnheiten beherrscht

So lange wir nicht bewusst sind, werden wir von unseren psychischen Impulsen – den Gedanken, Gefühlen, Strategien und Mustern - gesteuert. Wir reagieren völlig automatisch auf die Psyche. Es ist so, als würde die Psyche ein Programm starten, welches wir unweigerlich ausführen müssen. Sind wir nicht bewusst, gleicht unser Verhalten einer Maschine. Ein Knopfdruck genügt, um ein altes Programm abzuspulen.

Betrachten wir ein kleines Beispiel: In einem Konflikt mit dem Partner verlangt der psychische Impuls, in diesem Fall ein Muster, nach sofortigem Rückzug. Wir sind gewohnt, dass uns keiner hilft und wir alles mit uns alleine ausmachen müssen. Im Alltagsbewusstsein denken wir nicht lange darüber nach, ob diese Reaktion jetzt passend ist oder nicht. Innerlich schreit es nach Rückzug und unweigerlich reagieren wir darauf. Fehlt das bewusst sein in diesem Moment, nehmen wir unsere psychischen Impulse nicht ausreichend wahr und hinterfragen sie nicht. Wir nehmen sie als gegeben hin, gewinnen sogar den Eindruck, dass es dazu keine Alternative gäbe. Dabei unterliegen wir dem Irrtum, wir müssten das tun, was die Psyche verlangt und nehmen an, die psychische Reaktion wäre die einzig richtige. Doch der psychische Impuls ist lediglich ein Ausdruck unserer bisher erlernten Muster. Er zeigt unser gewohntes Verhalten auf. Möglicherweise ist der psychische Impuls richtig und es ist tatsächlich gerade Rückzug angebracht. Vielleicht ist er aber auch falsch und wir versuchen nur, einer unangenehmen Situation zu entfliehen. Im zweiten Fall nehmen wir uns die Möglichkeit einer neuen Erfahrung. Ohne neue Erfahrungen entwickeln wir uns aber nicht weiter.

Fehlt das bewusst sein, fehlt uns auch das Regulativ für die Psyche. Wir sind dann genötigt, auf die Psyche zu reagieren. Ohne Bewusstsein werden wir von der Psyche gesteuert.
Das Buch des bewusst seins



Aus dem Buch "Das Buch des bewusst seins"

©  Mag. Brigitte Fuchs